Energie-/Umweltpolitik
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Keine weitere Strahlenbeslastung in Länderdreieck Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen! - Petition
29.04.2020
Kein Bau eines Atommülllagers im Länderdreieck Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen
Die Ärzteorganisation IPPNW fordert die Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf, den Bau eines Atommülllagers im Länderdreieck Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen zu verhindern. Auf dem Gelände des früheren Atomkraftwerks Würgassen südlich von Höxter soll eine oberirdische Halle errichtet werden, die als zentrales Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle aus ganz Deutschland dienen soll.
Dabei handelt es sich um Teile von Reaktorkernen und Ionenaustauschharze, die in der Aufbereitung von Reaktorwasser genutzt werden (mittelgradig radioaktiver Atommüll) sowie um zahlreiche kontaminierte und radioaktive Materialien aus dem Reaktorgebäude – zum Beispiel Röhren, Filter und Schläuche oder Planen, Schuhhüllen, Sicherheitskleidung, Waschlappen, Gerätschaften und Werkzeug (schwach radioaktiver Atommüll).
Auch wenn sich diese Materialien, anders als der hoch radioaktive Atommüll, nicht durch massive Wärmeentwicklung auszeichnen, benötigen sie ebenfalls aufwendige Maßnahmen der Abschirmung und der langfristigen Lagerung für Hunderttausende von Jahren, wenn ernsthaft versucht werden soll, dass radioaktive Materialien Mensch und Umwelt möglichst wenig gefährlich werden.
Die IPPNW weist darauf hin, dass auch geringe Dosen ionisierender Strahlung nachweislich gesundheitliche Folgen haben können, wie zahlreiche epidemiologische Studien der letzten dreißig Jahre überzeugend gezeigt haben. Das Risiko für Fehlbildungen, Mutationen und strahlenbedingte Erkrankungen wie Krebs oder Herz-Kreislaufkrankheiten ist schon durch geringe zusätzliche Strahlendosen messbar erhöht. Dies betrifft vor allem die strahlenbiologisch empfindlichsten Mitglieder unserer Gesellschaft – Kinder, Säuglinge, das ungeborene Leben und Menschen mit geschwächten Abwehrmechanismen. Erst kürzlich sind drei Neuerkrankungsfälle von Non-Hodgkin-Lymphomen bei drei Arbeitern aufgetreten, die im Rückbau kerntechnischer Anlagen beschäftigt waren. Alle Arbeiter waren mit Abrissarbeiten u.a. bei derselben ehemaligen Brennelementefabrik beschäftigt, wo neben Uran auch Plutonium verarbeitet wurde.
„Für uns Ärzt*innen steht die Gesundheit jedes einzelnen Bürgers im Fokus. Jegliche Strahlenbelastung bedeutet eine gesundheitliche Gefahr und insbesondere ein erhöhtes Krebsrisiko“, erklärt IPPNW-Mitglied Jürgen Bretschneider, der an den Protesten gegen das Lager in Würgassen beteiligt ist.
Die Ärzteorganisation IPPNW unterstützt eine Onlinepetition, die sich gegen den Bau einer oberirdischen Lagerhalle für den schwach - und mittelaktiven Atommüll aus ganz Deutschland auf dem Gelände des Kernkraftwerkes Würgassen an der Weser richtet. Geplant ist dort die Lagerung und Vorbereitung für die Einlagerung in den Schacht Konrad in Salzgitter. Die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung will mit der Behauptung, dass dort kein Platz sei für den Bau einer Lagerhalle, verhindern, dass das Genehmigungsverfahren für die Einlagerung von Atommüll dort neu aufgerollt werden muss.
Die Petition finden Sie hier
Umweltproblem: Einsturzgefährdetes Atommüllager Asse II
Beitrag: Jöran, Presseecho Asse II und DIE LINKE
Das einsturzgefährdete Atommülllager Asse II, eines der größten Umweltprobleme Niedersachsens, war gestern Thema im Bundestag. Im Bericht der Braunschweiger Zeitung kommt DIE LINKE ausführlich zu Wort. Die Anhörung ist in der Mediathek des Bundestages abrufbar: https://dbtg.tv/cvid/7439158
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Asse-Initiativen: Ministerium muss Bergung zur Chefsache machen
BERLIN. Bei der Anhörung im Bundestag kritisieren Fachpolitiker einen „Papierkrieg“ zwischen den Behörden.
Lange hatten sie auf die Chance gewartet, am Mittwoch war es so weit: Asse-Initiativen wurden im Umweltausschuss des Bundestages angehört. Sie machten ihrem Ärger Luft. Auch die Fachpolitiker des Ausschusses machten deutlich, dass künftig deutlich mehr Tempo vorgelegt werden muss, um die 126.000 Fässer mit Atommüll aus dem maroden alten Bergwerk bei Wolfenbüttel zu bergen.
Initiativen und Fachpolitiker waren sich in zwei wichtigen Einschätzungen einig: Sie kritisierten scharf, dass Verantwortliche sich eher bekämpfen statt an einem Strang zu ziehen. Und sie wollen, dass das Bundesumweltministerium aus diesem Grund künftig die Fäden in die Hand nimmt und das Milliarden-Projekt viel stärker steuert.
Die Anhörung konnte am Mittwochvormittag zwei Stunden lang live auf den Internetseiten des Bundestags verfolgt werden. Stellvertretend für die Asse-Initiativen waren Christiane Jagau und Claus Schröder von der Asse-2-Begleitgruppe zugeschaltet. Die Begleitgruppe ist ein Zusammenschluss aus Bürgermeistern, Umweltverbänden, Bürgerinitiativen und Mitgliedern des Wolfenbütteler Kreistags.
Weiterlesen: Umweltproblem: Einsturzgefährdetes Atommüllager Asse II
34 Jahre nach dem Supergau: Tschernobyl brennt, Ausbreitung der Rauchwolken quer über Europa
An diesem Sonntag, den 26. April, jährt sich der Super-GAU von Tschernobyl zum 34. Mal.
Seit nunmehr drei Wochen, lodern nur wenige Kilometer entfernt von den Reaktorgebäuden schwere Waldbrände. Die IPPNW fordert anlässlich des Jahrestages der Atomkatastrophe den baldmöglichsten Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland und eine weltweite Energiewende.
Der Kinderarzt und Co-Vorsitzende der IPPNW Deutschland, Dr. Alex Rosen blickt mit Sorge auf die aktuelle Lage: "Wir gedenken in diesen Tagen rund um den Tschernobyl-Jahrestag der vielen Millionen Opfer der größten Atomkatastrophe der Menschheitsgeschichte. Gleichzeitig sind unsere Gedanken bei den Helferinnen und Helfern, die aktuell in der Sperrzone von Tschernobyl versuchen, die Waldbrände unter Kontrolle zu bringen und den Menschen in der Ukraine, die befürchten müssen, dass ihr Land erneut von den radioaktiven Hinterlassenschaften der Atomindustrie überzogen wird."
30 Jahre beträgt die Halbwertszeit von radioaktivem Cäsium-137, das im Frühjahr 1986 quer über Europa herabregnete. Im bayerischen Wald und in Teilen Österreichs und Tschechiens sind Wildschweine, Beeren und Pilze bis heute so stark verstrahlt, dass ihr Verzehr das Krebsrisiko relevant steigern würde. Viel gravierender jedoch ist die Situation in der Sperrzone rund um Tschernobyl. Über ein rund 100.000 Hektar großes Areal verteilt rotten bis heute große Mengen an hoch- und mittelgradig radioaktivem Schutt von der Explosion und den wochenlangen Bränden in behelfsmäßig gesicherten Lagerstätten vor sich hin. In unmittelbarer Nähe zum Sarkophag, der den havarierten Reaktor 4 umgibt, lagern zudem die ausgebrannten Brennstäbe der Reaktoren 1-3 in oberirdischen Abklingbecken.
Die Waldbrände der letzten drei Wochen wirbeln radioaktive Partikel im Waldboden auf, bedrohen die Stromversorgung der Reaktorgebäuden und Abklingbecken und hüllen die nahe gelegene Hauptstadt Kiew bereits seit Tagen in schwere Rauchschwaden. Noch wurden keine relevant erhöhten Strahlenwerte außerhalb der Sperrzone gemessen, lediglich eine etwa hundertfache Erhöhung der Konzentration von radioaktivem Cäsium-137 in der Luft von Kiew (Daten des Zentralen Geophysischen Observatorium in Kiew zeigen einen Anstieg der Cäsium-137 Konzentration von rund 6 mBq/m3 auf 700 mBq/m3 am 10.-11. April), die damit jedoch weiter deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten liegt.
"Strahlenbiologisch gibt es keinen Schwellenwert, unterhalb dessen Radioaktivität harmlos wäre," gibt Rosen zu bedenken: "Jede noch so geringe zusätzliche Strahlendosis erhöht das Risiko, an Krankheiten wie Krebs, Schlaganfällen oder Herzinfarkten zu versterben. Noch mag die Gefahr für die Menschen in der Ukraine und Weißrussland verhältnismäßig gering sein, doch das gilt nur so lange die Waldbrände sich nicht auf hoch-kontaminierte Teile der Sperrzone ausbreiten. Es ist ein Ritt auf Messers Schneide und eine ganz und gar unwillkommene Erinnerung an die Zeit des Super-GAU vor genau 34 Jahren. Schon damals konnte man nur hoffen, dass die Löscharbeiten Erfolge zeigen und der Wind sich nicht dreht."
Für Deutschland besteht - anders als noch 1986 - trotz der aktuellen Waldbrände noch keine Gefährdung durch radioaktive Wolken aus Tschernobyl.
Windverteilungsmuster der französischen Strahlenschutzbehörde IRSN zeigen zwar eine Ausbreitung der Rauchwolken quer über Europa, doch noch sind die Konzentrationen von Rauch- und Strahlungspartikeln so gering, dass eine relevante Erhöhung der Strahlendosis außerhalb der Sperrzone noch nicht gemessen wurde. Wie sich die Situation in den kommenden Wochen entwickeln wird, hängt stark davon ab, ob es gelingt, die Brände rechtzeitig zu löschen, bevor sie hoch radioaktive Areale erreichen.
Nach zwei Wochen erfolgloser Löschversuche hat die ukrainische Regierung in den letzten Tagen internationale Unterstützung erhalten - auch aus Deutschland. Nun wurden die Löscharbeiten verstärkt und Tausende zusätzliche Feuerwehrleute in die Sperrzone beordert. "Sie sind für diesen Einsatz aber nicht ausreichend geschützt vor den stark erhöhten Strahlenwerten vor Ort und wir machen uns daher Sorgen, dass sie ihren mutige Einsatz mittelfristig mit ihrer Gesundheit bezahlen werden," so Rosen. Die Staatliche Sperrzonen-Agentur der Ukraine veröffentlichte vergangene Woche Luftmesswerte vom Reaktorgelände in Tschernobyl, die stark erhöhte Cäsium-137 Konzentrationen von 180.000 mBq/m3 zeigten, also Werte die mehr als 250 Mal höher lagen als zum gleichen Zeitpunkt in Kiew, wo den Anwohnern schon geraten wurde, in ihren Wohnungen zu bleiben und die Fenster geschlossen zu halten.
Auch 1986 wurden junge Menschen ohne adäquate Schutzausrüstung für Aufräum- und Löscharbeiten nach Tschernobyl geschickt. Damals wurden mehr als 800.000 sogenannte Liquidator*innen aus der gesamten Sowjetunion in die Sperrzone gebracht, um dort teilweise mit bloßen Händen verstrahlte Grafitbrocken umzuwuchten und die Feuer im Inneren des Reaktorkerns zu bekämpfen. Die Mehrheit von ihnen bezahlte einen hohen gesundheitlichen Preis für ihren Einsatz: Eine starke Häufung von Schlaganfällen, Herzinfarkten, Krebserkrankungen, Erblindung und anderen strahlenassoziierten Krankheiten bereits in jungem Alter wurden bei den Liquidator*innen festgestellt. Die männlichen ukrainischen Liquidatoren sterben etwa fünf Mal so häufig wie ihre Altersgenossen. (siehe IPPNW-Bericht "30 Jahre Leben mit Tschernobyl - 5 Jahre Leben mit Fukushima" von 2016).
"Statistisch gesehen gab es in den letzten vier Jahrzehnten eine Atomkatastrophe mit Kernschmelze alle 10,7 Jahre. Fukushima ist gerade 9 Jahre her. Bis zur nächsten Atomkatastrophe ist es nur eine Frage der Zeit. Das nächste Tschernobyl, das nächste Fukushima, könnte überall geschehen - auch hier in Europa. Die Pannenmeiler von Doel, Tihange, Temelin, Beznau oder Fessenheim lägen allesamt in unmittelbarer Nähe zu Deutschland, aber auch hierzulande sollen noch bis 2022 Atommeiler weiter betrieben werden. Das nächste Tschernobyl kann auch Gundremmmingen heißen," so Rosen.
Die IPPNW fordert eine Abkehr von schädlichen fossilen und atomaren Energien und eine Hinwendung zu erneuerbaren Energien, intelligenten Speicherlösungen und Energieeffizienz. "Atomenergie ist nachweislich keine Lösung für die Energieprobleme und Herausforderungen des 21. Jahrhunderts - da brauchen wir keine Waldbrände in Tschernobyl, um uns daran zu erinnern," erklärt der IPPNW- Co-Vorsitzende.
Weitere Ressourcen:
Modellierung der Rauchwolken vom 3.-14. April 2020 laut dem franz. Institut de radioprotection et de sûreté nucléaire IRSN: www.youtube.com/watch
Modellierung der Rauchwolken laut dem staatlichen Wissenschafts- und Technologiezentrum Atom- und Strahlensicherheit (SSTCNRS): sstc.ua/news/rozrahunkovi-trayektoriyi-rozpovsyudzhennya-potencijno-zabrudnenogo-povitrya-na-osnovi-onovlenih-danih
Satellitenbilder von Rauch über Kiew laut NASA Earth Observatory: earthobservatory.nasa.gov/images/146561/fires-burn-in-northern-ukraine
Veröffentlichung des franz. Institut de radioprotection et de sûreté nucléaire IRSN: www.irsn.fr/EN/newsroom/News/Documents/IRSN_Information-Report_Fires-in-Ukraine-in-the-Exclusion-Zone-around-chernobyl-NPP_15042020.pdf
Flyer "Risiko und Nebenwirkungen". www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/informationsblatt_atomenergie.pdf
IPPNW-Report „30 Jahre Leben mit Tschernobyl – 5 Jahre Leben mit Fukushima“ www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/IPPNW_Report_T30_F5_Folgen_web.pdf
Kontakt:
Angelika Wilmen, Pressesprecherin IPPNW, Tel. 030 69807415, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Ausgedreht - Bald erreichen die ersten Offshore-Windparks ihr Betriebsende und müssen rückgebaut werden
Quelle: Golem.de
Ausgedreht
Bald erreichen die ersten Offshore-Windparks ihr Betriebsende und müssen rückgebaut werden. Nur wie? Zur Auswahl stehen: sprengen, schneiden, schrauben.
25 Jahre lang lieferte der Offshore-Windpark Vindeby grünen Strom. Das Windfeld wurde 1991 vor der Insel Lolland in der dänischen Ostsee errichtet und gilt als Initiatorprojekt für die globale Offshore-Windindustrie. 2017 wurde entschieden, den Park rückzubauen.
- Windparks: Ausgedreht
- Europa ist Pionier der Offshore-Windenergie
- Abbauen oder sprengen?
Nach 20 bis 25 Betriebsjahren erreichen Offshore-Parks ihr Lebensende. Auch für dieses sogenannte Decommissioning gilt Vindeby als Initiatorprojekt. Zwar war der Park mit seinen elf 450-Kilowatt-Windkraftwerken verglichen mit modernen Offshore-Parks ein Winzling. Doch was das Vorgehen beim Rückbau der Rotorblätter, Maschinengondeln, Türme, Fundamente und Verkabelungen angeht, hat die Windkraftbranche von dem kleinen Park Großes gelernt.