Soziales
Kleinbauern in Brasilien: Auf unseren Plantagen wächst Soja, aber wir essen kein Soja!
Damit wir in Europa mit ressourcenschonendem Biosprit unsere Verkehrströme weiter fließen lassen können werden in Lateinamerika Urwälder gerodet, um riesige Ackerflächen für "Spritpflanzen" zu bekommen. Die Großgrundbesitzer provitieren davon, der Kleinbauer kann sich nur unter immer größer werdenden Schwierigkeiten selbst versorgen. R. Engelke
Bericht von FIAN Deutschland e.V.
Nacente Urucui, ein Bauer in Melancia, einer Gemeinde im Nordwesten Brasiliens zeigt uns seine Feldfrüchte: "Wir ernten viel weniger als früher, denn wir haben fast kein Land mehr. Auch wächst alles viel kleiner, weil zu wenig Wasser da ist".
Neben dem Dorf erstrecken sich Soja-Plntagen wie eine gelbe Wüste bis zum Horizont. Soja aber wird, wie Zuckerrohr oder Ölpalmen, nicht für die Ernährung der Bevölkerung angebaut, sondern für den Export. Und der hohe Wasserverbrauch der Plantagen lässst Brunnen und Wasserläufe der Gemeinde vertrocknen.
Stimmen wie die von Nacente Uruci hören wir überall in Lateinamerika. Allein seit der Jahrtausendwende wurde der Anbau von Zuckerrohr und Soja um 40 Millionen Haktar ausgeweitet. Dies entspricht etwa der gesamten Ackerfläche von Frankreich, Polen und Deutschland. 40 % der Produktion werden nach Europa exportiert und dienen dort meist als Tierfutter oder Biosprit.
Es gibt unzählige Landkonflikte und Vertreibungen. Immer mehr Agrarland gelangt in den Besitz weniger Großfarmer. In Brasilien bewirtschaftet 1 % der Landbesitzer 47,5 % der Agrarfläche. Armut und Hunger in ländlichen Gebieten sind die Folge.
Wenn Diogenes in unserer Gesellschaft leben würde, müßte seine Laterne eine Blendlaterne sein ...
Man erinnert sich?
Der Kyniker Diogenes von Sinope soll einer Anekdote zufolge am
helllichten Tag mit einer Laterne in der Hand über den Markt von
Athen gegangen sein. Er hat dabei jedem ins Gesicht geleuchtet,
den Kopf geschüttelt und ist weitergegangen. Solange, bis einer ihn
gefragt hat, was er denn am helllichten Tage mit seiner Laterne
wolle. „Ich suche einen Menschen“, erwiderte Diogenes.
Beitrag: Roswitha Engelke
Ganz selten findet man selbst in unserer antisozialen
Gesellschaft noch Menschen, die nicht anders können als
Zivilcourage zeigen:
- 65 Migranten vom deutschen Rettungsschiff „Alan Kurdi“ sind nach Armeeangaben am Sonntag in Malta angekommen. 62 von ihnen seien an ein maltesisches Patrouillenboot übergeben worden und am Abend in Malta gelandet, teilte Maltas Armee mit. Drei Migranten, die dringend ärztliche Hilfe brauchten, wurden demnach schon zuvor per Lufttransport geholt.
- Zuvor hatten die Kapitänin der Sea Watch 3, Carola Rackete und ihre Crew unter widrigsten Umständen dafür gekämpft, dass 53 gerette Flüchtlinge von europäischen Staaten aufgenommen werden. Dafür droht ihr in Italien eine Haftstrafe.
Nach der Festnahme der 31-Jährigen in Italien gab es eine Welle der Solidarität. Allein über den Aufruf der Fernsehmoderatoren Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf kamen bisher knapp eine Million Euro zusammen.
Von Privatpersonen wohl gemerkt. Die Bundesregierung schweigt sich zu diesem Thema aus.
Julian Assange, der Kriegsverbrechen der USA aufdeckte und an die Öffentlichkeit gebracht hat, wird verhaftet, ins Gefängnis geworfen und soll an die Nation ausgeliefert werden, deren Verbrechen er bekannt gemacht hat ... wie perfide!
Kein europäisches Regierungsoberhaupt ist an der Sicherheit und der körperlichen Unversehrtheit Assanges interessiert. Die sonst so ehrpusseligen europäischen Politeliten schweigen sich aus.
Sie bewegen sich unterstützend auf anderem Niveau!
Mit künstlich erzeugten Feindbildern wird das Völkerrecht gebrochen und unter dem Deckmantel Terrorismusbekämpfung werden rohstoffreiche Länder mit Krieg überzogen.
Westlicher Welthandel ruiniert die Wirtschaft von Enwicklungsstaaten.
Mit Land Grabbing oder Landraub sichern sich ausländische Privatinvestoren und Konzerne mit Hilfe von Kauf- oder Pachtverträgen große Flächen an Land in Entwicklungsländern. Die kostbaren Agrarflächen werden von den Investoren zum Anbau von Nahrungsmitteln oder von Pflanzen für die Ökobenzin-Gewinnung genutzt.
Ein UN-Bericht macht die Zerstörung von Ökosystemen für den vorzeitigen Tod von Millionen Menschen weltweit verantwortlich.
Regierungen sind dann gefährlich, wenn sie sich von jeglicher sozialen Entwicklung entfernen und sich unter den Einfluss antisozialer Persönlichkeiten wie Großkapitalisten begeben, deren Mantra "Gewinnmaximierung" heißt. Das Ergebnis war bisher der Untergang von vielen Zivilisationen. Das kann in jedem Geschichts- und Soziologielehrbuch nachgelesen werden.
Der Fachkräftemangel ist hausgemacht
Beitrag: Roswitha Engelke
Mangel an Arbeitsplätzen oder Mangel an Arbeitskräften ... mal das Eine mal das Andere, immer wie es passt und immer ist der Arbeitnehmer auf der Verliererseite.
Noch vor einem Jahrzehnt dabattierte man über eine Masse von Arbeitskräften, die man aus diversen Gründen nicht unterbringen konnte.
Nach einer (von vielen) neuen Studie kostet der Engpass bei Fachkräften bereits heute reichlich Wirtschaftswachstum. Untersuchungen legen nahe, dass in zehn Jahren mehr als drei Millionen Beschäftigte fehlen werden.
Seltsamerweise sind noch immer in der Bundesrepublik Millionen Bürger arbeitslos, Hunderttausende länger als ein Jahr. Bei vielen von ihnen löst die Klage der Unternehmen an Fachkräftemangel berechtigten Ärger aus.
Etwa, weil sie sich bei der Jobsuche wegen ihres Alters unerwünscht vorkommen. Oder weil sie als Mutter Beruf und Kinder vereinbaren möchten, ohne dass eines von beiden übermäßig leidet. Oder weil ihnen schlicht ein Ausbildungsplatz fehlte und damit auch die begehrten Qualifikationen fehlen.
Diese wenigen Beispiele zeigen bereits, wie sehr allen Beteiligten geholfen wäre, wenn in der Bundesrepublik grundsätzlich umgedacht würde.
Umdenken müssten Firmen und die Unternehmen, die der Meinung sind Kind und Job ist nicht vereinbar!
Hier könnte bereits der Staat Gutes tun, indem er Zweitverdiener nicht mehr durch das Ehegattensplitting und den Wegfall der kostenlosen Krankenversicherung abstraft. Die Unternehmen müssten Müttern (und Vätern) den Alltag erleichtern, statt Kinder als Hindernis zu behandeln.
Umdenken sollten auch die Unternehmen die vom Jugendwahn befallen sind.
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Arbeitsrecht - Supermarkcheck
Zeugnis-Zeit!
Ein Jahr ist es her, dass wir uns im großen Supermarkt-Check die Menschenrechte in den Lieferketten angeguckt haben. Das Ergebnis 2018: katastrophal. Die vier großen deutschen Ketten Aldi, Edeka, Lidl und Rewe belegten im internationalen Vergleich die letzten Plätze.
Immerhin, 2019 hat sich zumindest etwas getan: Vor allem Aldi Süd hat aufgeholt, auch Rewe und Lidl haben sich etwas verbessert. Aufgerüttelt durch unsere Kampagne, bei der Oxfam-Unterstützer*innen vor Aldi-Filialen protestierten, haben alle drei erste Schritte unternommen. So hat Aldi Süd zum Beispiel einen Menschenrechtsbeauftragten eingesetzt. Rewe will darüber hinaus noch einen Beschwerdemechanismus für Betroffene von Menschenrechtsverletzungen einrichten.
Zum Supermarkt-Check
Allerdings: Umgerechnet in Schulnoten würde Aldi Süd mit mangelhaft abschneiden, alle anderen sind mit ungenügend durchgefallen. Mit Blick auf die durch Oxfam aufgestellten Kriterien schaffte auch der deutsche „Klassenbeste“ nur 19 von 100 Prozent, wie der aktuelle Check zeigt.
Es bleibt also weiter viel zu tun. In deutschen Märkten werden noch immer Billigprodukte angeboten, die auf Kosten der Arbeiter*innen in den Produktionsländern hergestellt werden. Die Konzerne müssen hier Verantwortung übernehmen, denn: Arbeits- und Menschenrechte sind kein schmückendes Beiwerk, sondern Mindestanforderungen nach internationalen Standards.
Helfen Sie, auch weiterhin Druck auf die Supermärkte auszuüben und fragen Sie nach, was Ihr Supermarkt für Menschenrechte tut!
Herzliche Grüße
Christin Becker
Kampagnenkoordinatorin
Kommunen und Wohnen - Konferenz vom 20.09-21.09.2019 in Frankfurt/Main
Die Konferenz wird von Attac, ver.di, der Rosa Luxemburg Stiftung, Netzwerk Mieten & Wohnen, Bündnis Mietenwahnsinn Hessen, Frankfurter Mietentscheid ausgerichtet
Die Konferenz bietet einen Austausch für Engagierte in der kommunalen Arbeit (Stadt- und Gemeinderäte, Verwaltungen, kommunale Wohnungsbaugesellschaften), sowie für wohnungspolitische und Stadtteilinitiativen und interessierte Bürgerinnen und Bürger. Sie bietet eine Plattform, sich mit wohnungspolitisch Aktiven und Expertinnen und Experten über die Bedingungen und Möglichkeiten kommunaler Wohnungspolitik auszutauschen und gemeinsam politische Strategien dazu zu entwickeln.
HINTERGRUND
In einer wachsenden Zahl europäischer und deutscher Städte - von London bis Oldenburg, von Stockholm bis Frankfurt, von Barcelona bis Rüsselsheim - herrscht ein zunehmender Wohnungsmangel.
Diese Wohnungsnot ist keine allgemeine, wie in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern eine besondere, auf bestimmte Teilräume, Teilmärkte und Bevölkerungsgruppen beschränkte. Einem anhaltend schrumpfenden Anteil „bezahlbarer Wohnungen“ steht – vor allem in Großstädten und Wachstumsregionen - eine steigende Zahl hochpreisiger Luxuswohnungen gegenüber. Hauptbetroffene sind nicht nur die Angehörigen unterer Einkommensschichten, sondern zunehmend auch Angehörige der Mittelschicht.
DIE TAGUNG
- beschäftigt sich mit den oben genannten Ursachen für die Wohnungsmisere und will Auswege aus der Wohnungskrise aufzeigen,
- beleuchtet positive Beispiele kommunaler Wohnungspolitik und
- diskutiert politische Interventionsmöglichkeiten.
PROGRAMM
Das Programm wird z.Zt. aufgestellt und mit der nächsten Information bekannt gegeben.
ANMELDUNG
Eine Einladung mit dem Programm wird vor den Sommerferien Ende Juni versandt. Weitere Informationen und ein Anmeldeformular finden Sie dann auch auf der Internetseite www.kommunenkonferenz.de Die Teilnahme ist kostenlos, für Verpflegung wird eine Umlage erhoben.