Soziales

22. Februar 2025   Themen - Soziales

Der Ausdruck "3,6 Prozent des BIP": Eine Masche zur Verniedlichung einer radikalen Politik

 

Beitrag: NachDenkSeiten

Die Paukenschläge aus den USA heizen die hiesige Rüstungsdebatte noch weiter an. In dieser Diskussion werden die Rüstungsausgaben meist mit Prozentzahlen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und nicht des Bundeshaushaltes dargestellt – das ist eine beschönigende Praxis: Damit sollen die tatsächlichen Ausmaße der „Verteidigungs“-Kosten und der darauf zwingend folgende soziale Kahlschlag verharmlost werden. Ein Kommentar von Tobias Riegel

 

 

Auf internationaler Ebene kann die Praxis, die Höhe von Rüstungsausgaben anhand von Prozentzahlen des BIP darzustellen, Sinn machen, um Vergleichbarkeit herzustellen: Die Größe des Haushaltes im Verhältnis zum BIP variiert nach Ländern.

Spricht man aber nur über die „Verteidigungs“-Ausgaben hierzulande und inwiefern sie die Bürger belasten werden, dann ist die verniedlichende Praxis, das BIP und nicht den Bundeshaushalt heranzuziehen, als Schützenhilfe für die weitere Militarisierung der Gesellschaft zu deuten – vonseiten vieler Journalisten und Politiker.

Das BIP in Deutschland lag 2023 laut „Statista“ bei 4,1 Billionen Euro. Der Bundeshaushalt belief sich 2023 laut Bundestag dagegen „nur“ auf 476 Milliarden Euro, also auf etwas mehr als ein Zehntel. Die nun als NATO-„Ziel“ im Raum stehenden 3,6 Prozent des BIP könnten also unter Umständen – grob zugespitzt – etwa 30 Prozent eines Bundeshaushalts bedeuten.

Setzen sich die militaristischen grün-schwarz-gelb-(roten) Falken durch, die gerade Oberwasser haben, dann werden wir also bald jeden dritten Euro für Waffen ausgeben. Dieser unverantwortlichen Entscheidung würde zwingend ein (nochmals zusätzlich forcierter) sozialer Kahlschlag folgen.

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08. Februar 2025   Themen - Soziales

Haben oder Sein: Vor 45 Jahren erschien das wegweisende Buch von Erich Fromm

Haben oder SeinVor 45 Jahren erschien das wegweisende Buch von Erich Fromm

Martin R. Textor

Im Jahr 1976 wurde die erste Auflage des Buches „To Have or to Be?“ des radikal-humanistischen Psychoanalytikers Erich Fromm (1900-1980) in den USA veröffentlicht. Im gleichen Jahr erschien bereits die deutsche Ausgabe mit dem Titel „Haben oder Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft“. Das Buch wurde weltweit zu einem Bestseller und ist auch 45 Jahre nach Erscheinen lesenswert.

Diesem Artikel liegt die 45. Auflage der dtv-Taschenbuchausgabe von 2018 zugrunde. Da bis zum Abschnitt „Kommentar“ keine weitere Literatur verwendet wurde, stammen bis dahin alle Zitate aus dem Buch „Haben oder Sein“. Deshalb werden immer nur die jeweiligen Seiten angegeben.

Erich Fromm beginnt seine Ausführungen mit den Worten: „Die große Verheißung unbegrenzten Fortschritts – die Aussicht auf Unterwerfung der Natur und auf materiellen Überfluß, auf das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl und auf uneingeschränkte persönliche Freiheit – das war es, was die Hoffnung und den Glauben von Generationen seit Beginn des Industriezeitalters aufrechterhielt“ (S. 13). Die Menschen erwarteten, „auf dem Wege zu unbegrenzter Produktion und damit auch zu unbegrenztem Konsum zu sein, durch die Technik allmächtig und durch die Wissenschaft allwissend zu werden“ (S. 13). Sie fühlten sich als Herren ihres eigenen Lebens und rechneten damit, dass bald alle Menschen absolut glücklich sein werden.

In den 1970er Jahren stellten aber immer mehr Menschen fest, dass sich die „große Verheißung“ als reine Illusion entpuppte, und wurden sich „folgender Tatsachen bewußt:

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